Was ist deine innere Motivation zum Tai Chi lernen?

Beim Tai Chi geht es darum, regelmäßig zu üben, um die Bewegungen und ihre Wirkung zu verinnerlichen. Mit der Zeit kann man seine Fähigkeiten und Beweglichkeit verbessern. Wer Tai Chi durchdringen möchte, sollte sich vor allem Zeit für regelmäßiges Üben nehmen und darauf achten, dass er die Bewegungen korrekt ausführt.

Das erfordert vor allem eines: Motivation und Durchhaltevermögen. 

Wie lange dauert es, Tai Chi zu lernen?

Die Lernzeit für Tai Chi hängt davon ab, wie viel Zeit und Energie man bereit ist zu investieren. Tai Chi ist eine Kunst, die Übung erfordert, um sie richtig zu erlernen und eines Tages ein Meister darin zu werden.

Für Anfänger dauert es normalerweise etwa 6-12 Monate, um die Grundlagen des Tai Chi zu erlernen. Fortgeschrittene Stufen können jedoch Jahre oder gar Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Richtig große Fortschritte zeigen sich meist erst nach 3 und noch einmal nach 10 Jahren Praxis. Das bedeutet aber nicht, dass es vorher wertlos ist.

Es kommt natürlich auch darauf an, wie oft man trainiert und wie intensiv man sich auf das Training konzentriert. Mit regelmäßigem Training – eine halbe Stunde täglich ist super – und guter Anleitung kann man schnell Fortschritte machen.

Es ist wichtig zu verstehen dass das Ziel von Tai Chi nicht so sehr darin liegt, bestimmte Techniken perfekt auszuführen, sondern vielmehr darum den eigenen Körper entspannt, ausgeglichen und gesund zu halten.

Warum wir unsere Ziele kennen sollten

Intrinsische Motivation ist der innere Antrieb, den wir haben, um eine bestimmte Tätigkeit auszuführen, weil wir sie als interessant oder sinnvoll empfinden. Im Gegensatz dazu steht extrinsische Motivation, die von äußeren Faktoren wie Belohnungen oder Bestrafungen abhängt.

Es ist wichtig, eine intrinsische Motivation zu haben, wenn man langfristig am Ball bleiben will. Wenn du etwas tust, weil es dir Freude bereitet und ein persönliches Interesse daran hast, dann fällt es dir viel leichter durchzuhalten. Das liegt daran, dass du das Gefühl hast etwas wirklich Wichtiges zu tun und dich nicht nur wegen einer Belohnung oder Bestrafung anstrengst.

Wenn du deine intrinsische Motivation stärken willst: Versuche herauszufinden was dir wirklich wichtig ist und was dich motiviert. Setze realistische Ziele und belohne dich für das Erreichen dieser Ziele auf eine Art und Weise die dich motiviert hält weiterzumachen.

Wozu sich Tai Chi aneigenen? Suchst du den Kampf?

In den Klassischen Schriften steht, die Hinweise seien nicht nur für den Kampf gedacht, sondern insgesamt für das Leben. Cheng Man Ching wird ähnlich zitiert. Es lohne sich Taijiquan zu lernen, damit einem, wenn man endlich versteht wie das Leben funktioniert noch genügend Gesundheit hat, diese Erkenntnis auch zu genießen.

In Zeitalter von Atomwaffen und Raketen ist es für mich eine seltsame Vorstellung, das Kämpfen lernen zu wollen, um sich in der Welt zu verteidigen. Ich gebe zu, ich verlasse mich sehr auf die Ordnungskräfte in unserem Land, die machen einen recht guten Job. Für Kneipenschlägereien bin ich viel zu selten in Kneipen anzutreffen und auch sonst lebe ich eher friedlich.

Also wozu dann Selbstverteidigung und Kampfkunst?

In unserem Alltag kämpfen wir heutzutage alle. Ununterbrochen. Den Kampf…

  • gegen die Pfunde oder für eine schlanke Taille
  • für mehr Gleichberechtigung oder weniger Sexismus
  • gegen Diskriminierung oder für Chancengleichheit
  • für mehr Lohn und Gehalt oder weniger Armut
  • gegen die Regierung oder für Wählerstimmen
  • für Umweltschutz oder gegen den Klimawandel

Das ließe sich beliebig fortsetzen. Unsere Sprache ich durchsetzt von kriegerischen Ausdrücken: Wir stehen „Gewehr bei Fuß“ oder „in vorderster Front“, lassen es „Krachen“ oder „etwas schlägt etwas ein wie eine Bombe“. Achtet mal darauf, ihr werdet staunen. 

Unsere Weltsicht ist geprägt von der Vorstellung, wir müssten in einer Tour auf der Hut sein, Niederlagen vermeiden und uns gegen Gott und die Welt verteidigen und rechtfertigen. Aber ist das wirklich so? Oder erzähle ich mir das nur? Geht das auch anders?

Die Antwort darauf lautet für mich: Ja, denn das habe ich im Tai Chi herausgefunden. Nur weil jemand anders schlechte Laune hat und diese an mir abreagieren oder auf mich projizieren möchte, muss mir das ja nicht den Tag verderben. Ehrlich gesagt ist mir das inzwischen ziemlich egal, weil es mich nicht (mehr) belastet.

Etwas zu sehen, wie es ist, ohne Drama und Geschichten drumherum, das ist meine Motivation. Ich möchte wirklich wissen, was passiert. Das ist deutlich schwieriger, als es zunächst scheint, aber auf das kann man sich angewöhnen.

Wie schwer ist Tai Chi sich einzuprägen?

Tai Chi ist eine Bewegungskunst, die sich aus verschiedenen Übungen und Bewegungsabläufen zusammensetzt. Viele Menschen fragen sich, wie schwer es ist, Tai Chi ´diese Bewegungsabfolgen zu trainieren. Die Antwort darauf ist jedoch nicht einfach, da es von verschiedenen Faktoren abhängt.

die Fähigkeit zum Praktizieren und Lehren gehen nicht immer einher

Zum einen hängt es von der Erfahrung und dem Können des Unterrichtenden ab, der die Grundlagen des Tai Chi Chuan vermittelt. Wenn jemand eine gutes Tai Chi praktiziert, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass er oder sie auch ein guter Lehrer oder Lehrerin ist. Das ist in jedem Sport so. Nicht jeder Fußballspieler wird auch ein guter Trainer und manche brillante Trainer waren zuvor vielleicht nur mittelmäßige Spieler. Oder sie haben sogar nie aktiv auf dem Platz gestanden.

Ob das Gesagte vom Schüler / Schülerin unmittelbar umsetzen kann, ist völlig nachrangig. 

Wenn ich etwas ERLERNEN will, ist es normal, dass etwas nicht auf Anhieb klappt. Denn wenn ich es sofort umsetzen kann, dann ist es entweder Zufall oder bereits vorhandenes (unbewusstes) KÖNNEN.

Zum anderen spielt auch der Lernfortschritt des Einzelnen eine entscheidende Rolle. Es erfordert viele Stunden der Übung und der Wiederholung, um die Bewegungsabläufe zu erforschen und zu verinnerlichen . Manche sind dazu nicht bereit, sie wünschen sich vielleicht Tai Chi zu KÖNNEN, sind aber nicht bereit, es auch zu LERNEN. 

In unserem Schulsystem wird auf derlei Feinheiten eher selten eingegangen, weil wir da nicht die Wahl haben. Bei Erreichen einer Altersgrenze werden wir in das Schulsystem integriert, wie es eben ist.

Doch hier, beim Tai Chi, sollte ich mir darüber klar werden: 

  • Will ich das überhaupt erfahren?
  • Von wem möchte ich das erklärt bekommen? Welche Art Mensch taugt mir, bei welchen fühle ich Widerstände?
  • Wie lerne ich am besten?
  • Welche Fähigkeiten oder Herangehensweisen sind für mich und meinen Lernfortschritt geeignet? 
  • Was ist die Basis dessen, was ich mir aneigne? Stimmt das mit meinen Vorstellungen von der Welt überein?

Mit Geduld und Ausdauer kann jede/r die Kampfkunst Tai Chi lernen. Aber es geht schneller, wenn man weiß was man tut und will. Denn die innere Motivation ist entscheidend, wenn Disziplin und Durchhaltevermögen benötigt werden. 

Kann man Tai Chi auch alleine lernen?

Viele Menschen fragen sich, ob es möglich ist, Tai Chi für sich alleine zu lernen. Die Antwort darauf lautet ja, es ist durchaus möglich. Mein eigener Lehrer lebt in Neuseeland, ich sehe ihn auch höchsten zwei Mal im Jahr. Auch ich übe überwiegend allein, das geht schon. Aber nur, wenn du genau weißt, was du zu tun hast.

Es gibt mittlerweile viele DVD’s, Online-Kurse oder Bücher, die speziell für das Selbststudium konzipiert worden sind.

Das ist die wichtige Information, denn nicht jedes Video auf Youtube oder Internetseiten hat zum Ziel, das Lernfortschritte zu ermöglichen. Viele möchten auch nur ihr Können zeigen.

Für Anfänger ist es schwer bis unmöglich, überhaupt herauszufinden, worauf man bei einer Bewegung oder einer Abfolge von Bewegungen schauen oder achten sollte. Wenn dann auch noch unterschiedliche Stile und Traditionen unwissendlich vermischt werden, entsteht eigentlich nur Konfusion, der jeglichem Lernfortschritt im Wege steht.

Wenn ich mir selbst einmal Videos von anderen Tai Chi-Praktizierenden ansehe, kann es sein, dass ich einen Film zig-Male ansehe, bis ich einigermaßen (!) sicher bin, was der- oder diejenige macht. Obwohl ich weiß, wo ich suchen muss und welche Zeichen ich deuten kann!

Bilder und Worte transportieren nur einen Teil der Information

Was über Bücher und Filme bisher gar nicht zu transportieren ist, sind die körperlichen Wahrnehmungen. Ohne Berührung, den direkten Körperkontakt, kann ich nicht erfahren, was sich im Innern, den Muskeln und Sehnen abspielt. Im Unterricht ist es viel einfacher zu sagen: „Komm, fühl mal eben.“ als stundenlang zu reden. Eine taktile Erfahrung prägt sich auch anders ein als eine Gehörte. 

Auch dafür habe ich ein Beispiel:

Wir alle kennen aus unzähligen Filmen die Skyline von Manhattan, kennen die Wolkenkratzer mit Namen oder Funktion und damit scheint uns New York vertraut. Aber weißt du auch, wie es sich anfühlt neben den Gebäuden zu stehen? Oder wie es sich anfühlt, wenn man von ihnen hinunter schaut? Wir kennen die Aussicht, ja, aber bis wir selber vor Ort waren, kennen wir nicht das Gefühl.

Daher empfehle ich den unmittelbaren Unterricht, da es dann oft leichter fällt, sich die Bewegungen richtig anzueignen. Ein Lehrer kann bei eventuellen Fehlern sofort eingreifen und verbessernde Tipps geben. Gerade am Anfang kann eine Gruppe „tragen“, also über erste Schwierigkeiten hinweghelfen. 

Wenn du einen Lehrer oder Lehrerin suchst, frage dich:

  • Kann ich mit den Erklärungen etwas anfangen? 
  • Verstehe ich wirklich, was gemeint ist und was ist tun soll?
  • Gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen? Bekomme ich hilfreiche Antworten und Tipps, wenn ich nachfrage? 
  • Ist die Lehrkraft interessiert, die Fragen wirklich zu verstehen? Und kann er oder sie zugeben, wenn das (noch) nicht der Fall ist?
  • Driften die Antworten ins Mystische oder Schwullerige ab? Gibt es Begriffe, die auch auf Nachfrage nicht erklärt werden?

Wer jedoch keine Möglichkeit hat an Gruppenstunden teilzunehmen, kann durchaus Tai Chi alleine zu erlernen –  ein gewisses Grundverständnis, Zeitaufwand und Geduld sind dabei aber unumgänglich. 

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